Wovor wir wirklich Angst haben müssen... UPDATE 30.09.2015
Wovor wir wirklich Angst haben müssen!
Vor zwei Tagen, an einem Sonntagabend um 21 Uhr, versuchte jemand gewaltsam in das von mir bewohnte Haus einzudringen. Ich war allein im Haus, hörte die Einbruchsgeräusche und konnte mir einfach nicht vorstellen, dass zu einem solchen Zeitpunkt jemand mitten in der Möllner Innenstadt so einen dreisten Gewaltakt unternimmt. - Doch am nächsten Morgen musste ich feststellen: der Einbrecher hätte nur noch wenige Sekunden benötigt, um die Tür aufzuhebeln und bei mir in der Wohnung zu stehen...
Doch ich schlafe seitdem nicht schlechter. Ich sehe diesen Einbruch nicht gegen meine Person gerichtet. Eine physische Gewalt, die sich gegen Sachen - tote Materie - in meiner Lebensumgebung richtet, schreckt mich nicht. Es wurde auch schon ein wertvolles Fahrrad aus meiner Garage gestohlen, natürlich war ich traurig über den Verlust und verärgert, aber nicht verängstigt.
Ganz anders ist es mit der menschlichen, moralischen und strukturellen Gewalt, die durch den Möllner Leserbriefprozess über mein Leben hereingebrochen ist: dieses Gefühl, einer ungerechten und nicht von Recht und Gesetz, sondern von Willkür gelenkten Interessenjustiz ausgesetzt zu sein, die mit Mitteln der Diskriminierung arbeitet, die mir pauschal normalste Lebensäußerungen verbieten will; eine Justiz, die mich quasi als "gefährlich" einstuft, nur weil ich in meiner früheren Vergangenheit schon Leserbriefe geschrieben habe (die niemand je beanstandet hat - im Gegenteil, für die ich Beifall bekommen habe!) - eine Justiz, die sich nicht als "Dienerin des Rechts", sondern offenbar als Dienstleisterin der Kläger sieht, nur weil diese eben auch Juristen sind und nicht der Hauch einer Kritik an ihnen hängenbleiben darf.
Es macht mir Angst, in einem Land zu leben, in dem das Recht ungestraft auf diese Weise mit Füßen getreten werden darf, jahrelang, ohne dass irgendeine Kontrollinstanz diesem menschenverachtenden Tun Einhalt gebietet.
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In diesen Tagen wurde ich durch eine Bürgerin von Zarrentin am Schaalsee angeschrieben. Sie sorgt sich gemeinsam mit anderen Mitbürgern um einen wertvollen Schutzwald, der für ein großes Bauprojekt gerodet werden soll. Der Investor habe das Umweltgutachten selbst in Auftrag gegeben, natürlich fiel es für das Bauvorhaben aus. Man habe aber trotz offensichtlicher Widersprüche in dem Gutachten Angst, offensiv dagegen vorzugehen, denn der Investor habe „gewiefte Anwälte an der Hand“.
Wie kann ich da helfen? Ich habe der Bürgerin geschrieben: Angst ist ein schlechter Ratgeber – vor allem, wenn man sich wirklich für etwas engagieren möchte. Ich selbst habe auch Angst, aber ich habe auch ein Vertrauen in mir, dass die Wahrheit, egal worum es jeweils geht, immer ans Licht kommt. Dieses Vertreuen treibt mich an - es ist stärker als die Angst in mir.
Angst ist in unserem - eigentlich äußerlich so sicheren Leben – ein ständiger Begleiter, und sie wird auch von interessierter Seite geschürt!
In diesen Tagen werden wir mit alarmierenden, angstmachenden Meldungen geradezu bombardiert: von einer Flüchtlings-„Schwemme“ oder Flüchtlings-„Invasionen“ ist die Rede, als ob die biblische Sintflut nun über uns hereinbreche. Mit Zäunen und Schießbefehl meinen „demokratische“ Staaten sich schützen zu müssen. Wie absurd! Die Feinde der Demokratie sitzen mitten unter uns, in jeder Stadt, in jedem Dorf, sie sitzen in politischen Gremien, in Zeitungsredaktionen und – getarnt in schwarzen Roben – in Gerichtssälen, sie sitzen in Vorstandsetagen und ganz, ganz oben in politischen Ämtern.
Die Waffen, mit denen die Demokratie niedergestreckt wird, heißen: Günstlingswirtschaft, Opportunismus, Interessenjustiz, Gier, Korruption, Rücksichtslosigkeit gegenüber Mensch und Umwelt, und nicht zuletzt: Zensur.
Und die Demokratie ist nicht wehrhaft, sie ist krank. Sie leidet unter Feigheit, Bequemlichkeit und Resignation der (noch) Rechtschaffenen, unter dem Schubladendenken der Menschen, die die Welt in Gut und Böse einteilen und das Nachdenken anderen überlassen.
Diese anderen werden immer mächtiger: eine zentralisierte Presse, die nicht mehr Unabhängigkeit und Meinungsvielfalt priorisiert, sondern Ökonomisierung und Gewinnmaximierung. Eingeschüchterte Redakteure, die um ihre Stellen bangen und ihren Herren nach dem Mund schreiben. Zensur und Totschweigen unangenehmer Themen, die nicht ins Konzept passen; Selbstkritik = Fehlanzeige!
Nach außen müssen die Redakteure eine „schöne neue Pressewelt“ repräsentieren, und Politiker geben sich in den Zentralen der Meinungsmacht die Klinke in die Hand (wie z.B. dieser Tage Gysi, Özdemir und Konsorten im neuen Berliner „Redaktionsnetzwerk“ des Madsack-Medienkonzerns).
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Wovor wir wirklich Angst haben müssen?
Ja, wir müssen Angst haben, dass irgendwann der letzte Fisch gegessen und der letzte Baum gerodet, das letzte saubere Wasser getrunken, das letzte Fleckchen Land zu Tode ausgebeutet und vergiftet oder unfruchtbar geworden ist, wir müssen Angst haben, dass irgendwann der letzte Vogel gezwitschert hat und dieser Planet pasteurisiert, totgekocht, unbewohnbar geworden ist!
Vorher wollen wir’s aber noch schön haben: tolle Feriensiedlungen auf dem Priwall an der Ostseeküste, Neubaugebiete am See, wo vorher wertvoller Schutzwald stand, jeder Familie ein hübsches Eigenheim, ständig neue Autos (den Autokonzernen wird das Betrügen mit Abgaswerten ja offenbar einfach gemacht) und wir wollen alle permanent die neuesten Computer, Fernseher, Kameras und: Klamotten, Klamotten. Schuhe „jetzt sofort bestellen!“ befiehlt uns unmissverständlich die Internet-Werbung, am besten jede Woche ein paar neue Treter, made in Bangladesh, jedes Paar einzeln mit dem Lieferservice ins Haus gekarrt - und 10000 Tonnen CO2 gratis dazu in die Luft gepufft.
Liebe Leser – eine Demokratie ist kein Selbstläufer! Sie braucht neben den etablierten Institutionen des Gemeinwesens mutige, engagierte Menschen, die sie am Leben erhalten, auch wenn diese Menschen – wie ich - nicht in ein „Schema F“ passen. Menschen, die mit Mut und Kreativität für Umweltschutz und Zivilcourage eintreten, sollte man nicht mit Gerichtsprozessen niederknüppeln, sondern unterstützen!
Gestern machte ich diese Bilder von einer Streusalz-kranken Linde vor einem Möllner Baumarkt:
Sie zeigt neben dem vorzeitigen Laubfall – fast schon Kahlheit – nicht nur die typischen Blattrandnekrosen, sondern eine auffällig schwärzliche Farbe des nekrotisierten Blattrandes…
Im Vergleich hier ein Blatt vom Bauhof mit „normal“ gefärbter Nekrose…
Die Straße, an der die Linde steht, ist nicht nur vielbefahren. In der Nähe ist eine große Eisengießerei, von der das ganze Jahr über oftmals große Mengen Abgase (die nach einem Gemisch aus Diesel und verbranntem Gummi riechen) nach außen dringen.
Alle Bäume an dieser Straße sehen erbärmlich krank aus!
Haben die schmutzig-schwärzlichen Blattränder etwas mit Boden- oder Luftbelastung zu tun? Hat sich in Mölln schon einmal jemand Gedanken darüber gemacht, was in dem Areal um die Eisengießerei der Umwelt - und damit letztlich uns Menschen - angetan wird? Wenn Bäume, die eigentlich vor Feinstaub und Abgasen schützen sollen, selbst am Gift zugrunde gehen?
Wacht endlich auf und fangt an, unsere Lebensräume zu schützen! Und bekämpft nicht die, welche sich um unseren Planeten sorgen!
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