Streusalz-Havarie in Mölln: giftige Sole gelangt unkontrolliert in die Umwelt - "Standards im Winterdienst" werden zur Provinz-Posse...

19.01.2018 21:31

Im Dezember 2016 ließen sich die Stadtoberen von Mölln für ein neues Winterdienstfahrzeug mit einem bombastischen Zeitungsartikel feiern. Hemmungslos wurden Superlative bemüht ("Standards im Winterdienst" / "landesweit zukunftsweisend"), die Stadt Mölln schien zum Vorreiter modernster Technik, ja zum Symbol für einen Winterdienst-Mythos geworden zu sein...

Meine Skepsis gegenüber dieser kritiklosen Lobhudelei für die Anschaffung eines sündhaft teuren Streufahrzeugs brachte ich in diesem Artikel zum Ausdruck - und heute bestätigen sich leider meine düsteren Prognosen, was die Realität des Winterdienst-Alltags mit dem neuen Fahrzeug betrifft: hemmungslose, flächendeckende Salzattacken mit solesprühenden Fontänen auf bereits todkranke Bäume...

und - wie von mir vorhergesagt - ein Hinunterregulieren der Auslöseschwelle für das Salzstreuen, weil man ja jetzt angeblich ein "umweltfreundliches" Fahrzeug hat. - Doch nun der vorläufige Höhepunkt des Winterdienst-Possenspiels (das eigentlich zum Lachen wäre, wenn es nicht um so viel Schaden und Zerstörung ginge):

Das Gerät ist bereits defekt und sprüht im "Notbetrieb" undosiert riesige Mengen umweltschädlicher Sole in die Umwelt!

Heute bekam ich eine Mail vom "Fachdienst Bauen und Stadtentwicklung" der Stadt Mölln. Darin wurden die Sole-Attacken gegen bereits todkranke Bäume mit einer nicht zu behebenden Funktionsstörung(!) begründet...

>>Sehr geehrte Frau Schicker, ich danke Ihnen für Ihre Hinweise (...) Ich habe die Angelegenheit daraufhin überprüft und festgestellt, dass die Ausweitung des Streu-/Spritzbereiches durch eine technische Störung des Streugerätes entstanden ist. Im automatisch anlaufenden Notbetrieb funktioniert die bedarfsgerechte Dosierung des Streugutes nicht, so dass eine einheitliche Menge gestreut wird, die den Bedarf in den von Ihnen bezeichneten Straßen überschreitet. Eine Spontanreparatur ist leider gescheitert, so dass der Einsatz im Notbetrieb fortgesetzt werden musste, um bis zum einsetzenden Berufs- und Schülerverkehr eine ausreichende Verkehrssicherheit zu gewährleisten (...)

Die Witterungsüberwachung hatte gegen 03.30 Uhr Reifglätte auf den Straßen festgestellt, so dass eine ausreichende Verkehrssicherheit durch Streueinsatz sichergestellt werden musste. Da der Streueinsatz für das gesamte Stadtgebiet einige Stunden in Anspruch nimmt, konnte nicht auf einen Temperaturanstieg und natürliches Abtauen der Straßen spekuliert werden, da bis zum beginnenden Berufs- und Schülerverkehr Verkehrssicherheit herzustellen war.(...)<<

Bereits nach einem Jahr sehen wir, dass das fast 400 000 Euro teuere Streufahrzeug weder "Standards" setzt, noch umweltfreundlich arbeitet, und dass der Winterdienst bereits eine leichte nächtliche Reifglätte (ohne jeglichen sonstigen Niederschlag!) zum Anlass nimmt, das gesamte Straßennetz der Stadt flächendeckend unter Salz zu setzen. Dieses irrationale Paradigma eines rund um die Uhr 100% stumpfen Straßennetzes an 365 Tagen ist allein schon kritikwürdig. Zusammen mit der nicht funktionierenden Sole- zw. Salzdosierung ist es ein fortdauernder Umwelt-Skandal!

Aus dem Winterdienst-Mythos wird eine traurige kleine Provinz-Posse, diesmal ganz ohne Zeitungsartikel - und die Zeugen werden wie immer schweigen...

(Blatt eines Streusalz-geschädigten Rotdorn in der Möllner Bergstraße)

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