Schwäne sterben nicht im Hinterzimmer - aber in Mölln werden sie noch posthum totgeschwiegen....

23.10.2018 22:12

Meine aktuelle Streusalz-Mail an Bürgermeister, Lokalpresse und Stadtpolitik hier zum Nachlesen!

Sehr geehrte Damen und Herren,

Umweltthemen und andere unangenehme Dinge werden in Mölln bekanntlich gerne im Hinterzimmer abgehandelt. Die Presse behandelt diese Dinge entsprechend diskret, und so hört oder liest man im Gegensatz zu anderen Städten auch selten etwas über Tier- oder Baumtragödien – es sei denn, die Sache lässt sich irgendwie mit Werbung verbinden.

Doch die Natur hält sich selten an Schweigegelübde. Ich informierte Sie kürzlich über die verbliebenen zwei jungen Schwäne (von ursprünglich sechs) im Kurpark. Schon im zarten Alter wurden sie von ihren Eltern an die illegale “Futterstelle” neben der Fußgängerbrücke geführt...

   

All das ist bereits Vergangenheit.  Der vorletzte Schwan suchte sich für sein Ableben am 16. Oktober ganz und gar keinen “diskreten” Ort, sondern starb vor den Augen zahlreicher Kurpark-Besucher wenige Meter von der Stelle entfernt. Stundenlang trieb der Kadaver auf dem Wasser...

      Am nächsten Tag saß das letzte noch lebende Schwanenjunge den ganzen Tag apathisch an der “Futterstelle”, und es bestand kein Zweifel, dass auch dieses Tier todkrank ist...

  Ab dem nächsten Tag wurde es nicht mehr gesehen.  Bis heute findet sich kein Wort in den Medien. Weder in der Tagespresse, noch in den sozialen Netzwerken. Bleiernes Schweigen liegt über der Schwanentragödie, der alle sechs Jungen zum Opfer fielen.

Dabei liegt es auf der Hand, dass zumindest ein Teil der Schwanenfamilie totgefüttert wurde. Kaum jemand hält sich an die Verbotsschilder – diese sind auch viel zu “freundlich” formuliert, und Zuwiderhandlungen werden nie geahndet, obwohl es sich eigentlich bei der Wasservogel-Mästerei mit Brot, Süßigkeiten, Chips und Keksen um Tierquälerei handelt...

         

Ein weiteres Thema, über das ich immer wieder seit Jahren unermüdlich informiere, ist der vielfach ignorante Umgang mit Gebäudebrütern wie Schwalben oder Mauerseglern in unserer Stadt. Zur üblichen brutalen  Schwalbenvertreibung kam in diesem Jahr eine anhaltende mörderische Hitze.

Der Hitzesommer hat seinen Tribut gefordert. An den Rekord-Hitzetagen sprangen zahlreiche Schwalbenkinder und Mauersegler aus ihren kochend heißen Nestern in den sicheren Tod, wie hier an einer Bäckereifiliale...

  Achtlos trampelten Passanten auf den toten oder sterbenden Küken herum, es war schockierend.    - Drei von den sieben Hitzeopfern von der Bäckerei-Filiale kamen in meine Obhut und wurden von mir mit viel Einsatz großgezogen...

   Doch auch über dieses Thema fand man den ganzen Sommer kein Sterbenswort in der Presse. Ganz im Gegensatz zur Storchenthematik, über die regelmäßig zu Beginn und Ende der Saison ausführlichst berichtet wird.

Die nächste Tragödie steht unmittelbar bevor. Nach einem halben Jahr Dürre sind unsere Straßenbäume am Limit. Ganz besonders schlecht geht es denen, die praktisch nur noch im Salz des letzten Winter stehen und schon weit vorzeitig ihr Laub abgeworfen haben, wie die Bäume am Bauhof. Zum Vergleich daneben eine gesunde Linde auf einem Privatgrundstück, beide Bilder vom selben Tag (Bilder folgen).

Hier noch ein interessantes Beispiel: Linden, aufgenommen am selben Tag vom selben Standort aus:

Oben sehen wir Linden mit typischer “Parkplatz-Krankheit” durch Streusalz und Bodenverdichtung, unten Linden auf einem Kirchhof. Obwohl sie vor vielen Jahren geköpft wurden, teilweise schon hohl sind, geht es ihnen offenbar wesentlich besser als den Streusalz-Opfern.

Die Aufnahmen habe ich letzten Sonntag in Breitenfelde gemacht. – doch unsere Bäume in Mölln sind genauso arm dran, Sie wissen es ja selbst. Und es ist weiter kein Regen in Sicht, dafür aber umso mehr Salz! Das wird für viele Bäume den Todesstoß bedeuten und für die Stadt Schäden im sechsstelligen Bereich (über die natürlich auch wieder nicht berichtet wird).

Ich appelliere an Sie als Bürgermeister, an die Stadtpolitiker und alle in Verwaltung und Exekutive tätigen Kräfte: schützen Sie unsere gefährdete Natur – wir haben nur diese eine!

Mit freundlichen Grüßen

Beate Schicker
Ärztin, Psychotherapeutin und Umweltaktivistin in Mölln

  

 

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