Prophylaktisches Salzen von Straßen - gefährlicher Aktionismus ohne Sinn und Verstand

22.01.2018 07:20

21.Januar 2018, 16 Uhr: ein ruhiger, niederschlagsfreier Wintertag. Die Temperaturen bewegen sich im einstelligen Plus-Bereich. Doch das gesamte Straßennetz im Kreis, bis zu den entlegensten Dörfern, ist mit Salz-Sole (Gemisch aus Streusalz und Wasser) eingesprüht worden. Jeweils in der Mitte der Fahrstreifen ist ein Band aus weißen Solebatzen zu erkennen...

Die Solebatzen befinden sich aufgrund der Luftfeuchtigkeit und der Plustemperaturen bereits in Auflösung...

Die Folge: bis zur Nacht ist die Straße vernässt, bei Temperaturabfall droht gefährliche Glätte.

Also eine völlig widersinnige Aktion!

Auch in Mölln wird oft bei vollkommen niederschlagsfreier Wetterlage schon in den Nachtstunden das komplette Straßennetz der Stadt Mölln unter Salz gesetzt...

Man sieht den dichten Teppich von Salzbatzen aus Feuchtsalz-Sole...

Doch nicht nur in der Innenstadt - bis zum südlichen Rand der Waldstadt wird alles gesalzen...

Dieses "prophylaktische " d.h. rein vorsorgliches Salzstreuen ist den ganzen Winter hindurch festzustellen. Es scheint hier das Paradigma der absoluten Verhinderung jeglicher - auch rein hypothetischer - Straßenglätte handlungsbestimmend zu sein. Doch dieses Paradigma beruht auf gefährlichen Denkfehlern!

Kämen Sie jemals auf die Idee, zur "Vorbeugung" vor einer möglichen Bronchitis einen ganzen Winter lang Antibiotika zu schlucken - auch wenn Sie nicht die geringsten Krankheitssymptome haben? - Sie stimmen mir sicher zu, dass das eine ganz gefährliche und schädliche Art der "Prophylaxe" wäre: sie würde die natürliche Keimflora zerstören, Leber und Nieren schädigen und die Resistenzentwicklung bei Krankheitserregern fördern - kurz gesagt: es hätte auf lange Sicht nur Nachteile.

Die nicht nur für Bäume und Umwelt gefährliche Unsitte des prophylaktischen Salzstreuens ist genauso irrational: ab Anfang November stehen die privaten und städtischen "Salzstreuer" in den Startlöchern, um jederzeit loslegen zu können, wenn sich der Hauch einer winterlichen Witterung ankündigt...

Wenn der Wetterbericht Temperaturen um den Gefrierpunkt oder ein Niederschlagsgebiet ankündigt, gibt es kein Halten mehr. Bei freundlichem Winterwetter und Niederschlagsfreiheit kann man an vielen Stellen der Stadt extremes Salzstreuverhalten feststellen. Dieser Parkplatz wird regelrecht gepökelt...

    Man hat den Eindruck, als seien hier ganze Salzsäcke ausgekippt worden. Solches Verhalten ist nicht nur satzungswidrig und vollkommen unsachgemäß, sondern verantwortungslos gegenüber der Umwelt!

Ein einziger Teelöffel Salz vergiftet 25 Liter Wasser! Das Erdreich unter diesen Flächen nimmt das Salz auf, transportiert es weiter und irgendwann landet es im Grundwasser. Auf dem Weg dorthin tötet es Kleinlebewesen und schädigt die Wurzeln der Bäume. Doch darüber denken die dienstbeflissenen Salzstreuer nicht nach.

Ich sprach einmal einen Mitarbeiter der Straßenmeisterei über den erbärmlichen Zustand der Bäume am Bauhof an...

Die Bäume leiden so sehr unter dem Salz, dass sie im Sommer durch Tröpfchenberieselung mit Trinkwasser aufwändig am Leben erhalten werden müssen... 

Die Antwort des Mitarbeiters lautete: "Hier gehören ja gar keine Bäume hin!" - Dass Stadtbäume in Zeiten von Klimaerwärmung, Extremwetter und Rekordhitze, zunehmender Belastung unserer Atemluft mit Feinstaub und Stickoxiden immer wichtiger werden, scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben.

Ohne ersichtlichen Grund werden immer wieder den ganzen Winter hindurch sämtliche Straßen gesalzen. Auf dieser Straße in der Innenstadt war reichlich 100%iges Streusalz aufgebracht worden, das sich am Bordstein sammelt...

Auf einer anderen Straße in einem Wohngebiet wird den ganzen Winter hindurch auf ganzer Länge und Breite Feuchtsalz aufgebracht. Man erkennt es an den kleinen "Batzen" breiiger Salz-Sole...

 

Und so sehen die Bäume an dieser Straße (auf dem Winterbild oben zu sehen) jetzt im Herbst aus - ein erbarmungswürdiger Anblick...

Das Salz liegt in den meisten Fällen vollkommen sinnlos auf den Straßen. Natürlich wird es nicht wieder eingesammelt oder entsorgt, sondern wartet an Ort und Stelle darauf, von Luftfeuchtigkeit oder dem nächsten Regen aufgelöst zu werden...

Bei Regen verschwindet das Salz erst einmal aus unserem Blickfeld. Es wird durch Kanalisation und auf direktem Weg ins Erdreich gespült.

Wenn der Frost wieder anzieht, entsteht auf den gesalzenen Flächen Eisglätte durch gefrierendes Tauwasser...

Was durch Aufbringen von abstumpfenden Mitteln - wie es die Satzung übrigens vorsieht! - zu verhindern wäre...

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Wer denkt schon im Sommer daran, dass die weißen Ausblühungen auf den Gehwegplatten Streusalz sind, das durch Diffusion und Verdunstungsvorgänge immer wieder an die Oberfläche kommt...

Doch diese optischen Erscheinungen sind harmlos im Vergleich zur todbringenden Wirkung des Natriumchlorids auf Kleinlebewesen, Pflanzen und Bäume und die Schadwirkungen auf unser Grundwasser.

Die braunen Ränder an Blättern kommen durch Chloridvergiftung zustande...

Straßenbäume sterben vorzeitig ab und müssen weit vor ihrer natürlichen Lebenserwartung ersetzt werden - wie dieser Fällkandidat, der bereits im August 2015 fast vollkommen vertrocknet war...

Und jetzt, im Oktober 2016 kahl und praktisch abgestorben ist...

Die Folgeschäden des sinnlosen und schädlichen prophylaktischen Salzstreuens sind enorm und betreffen nicht nur Infrastruktur wie salzgeschädigte Straßen und Brücken, sondern auch unzählige Straßenbäume und schließlich auch Grund- und Oberflächenwasser - von dem unsere Natur und wir alle leben!

Und die Kosten dieser Schäden trägt die Allgemeinheit!

deshalb heißt das Gebot der Stunde: Krach schlagen, bis die Verantwortlichen endlich aufwachen und ihr sinnloses Tun beenden! Für eine lebenswerte Umwelt, in der wir auch in Zukunft unter grünen Bäumen spazierengehen und gesunde Luft atmen können...

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