Offener Brief an den Geschäftsführer des Madsack-Medienkonzerns (Inhaber der Lübecker Nachrichten)
Beate Schicker
Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG
Herrn Thomas Düffert / Geschäftsführer
August-Madsack-Str. 1
30559 Hannover
Möllner Leserbriefprozess / zwei Jahre gerichtliche Verfolgung einer engagierten Leserin
Sehr geehrter Herr Düffert,
am 21. März 2015 jährte sich der unautorisierte „Leserbrief“ in der Lokalausgabe Lauenburg der Lübecker Nachrichten, durch den die Zeitung mich gerichtlicher Verfolgung aussetzte, zum zweiten Mal.
Nicht nur, dass die Zeitung meine Zeilen in verkürzter und veränderter Form als „Leserbrief“ abdruckte – sie fiel mir im anschließenden Gerichtsverfahren, das bis heute nicht letztinstanzlich entschieden ist, in den Rücken und sprang den Klägern als Streithelfer bei!
Am 2. April wurde im Hauptsacheverfahren ein Urteil verkündet. Die Klage auf „Unterlassung von Behauptungen“ wurde abgewiesen! Der Richter stellt klar, dass ich gegenüber den Klägern keine - und erst recht nicht unterlassungsrelevante – Behauptungen aufgestellt habe.
Er stellt aber auch klar, dass ohne die verkürzte und veränderte Veröffentlichung meiner E-Mail durch die Lübecker Nachrichten der Konflikt nicht entstanden wäre:
Die Lübecker Nachrichten haben aber bis zum heutigen Tage keine Verantwortung übernommen und nichts getan, um mich - ihre Leserin - zu schützen. Vom ersten Tage an halfen sie ausschließlich den Klägern. Durch die gerichtliche Parteinahme der Anwälte des Madsack-Konzerns kam es zu einer Kostenentscheidung im Einstweiligen Verfahren, die mich zwang, das Honorar für Ihre Presseanwälte, die mich bekämpfen halfen, schließlich noch selbst bezahlen zu müssen!
Es war von Anfang an ein moralischer Fehler und jetzt im Rückblick offenbar auch ein rechtlicher Missgriff, mir als Leserin und Whistleblowerin nicht beizustehen. Nur weil ich eklatantes und fortgesetztes Fehlverhalten gegenüber der Umwelt nicht ertragen kann, habe ich mich an die Redaktion der Lübecker Nachrichten gewandt - aus vollkommen selbstlosen Motiven und um meine Mitmenschen aufzurütteln.
Nach vielen erfolglosen Versuchen, Mitbürger im direkten Gespräch zu einer Verhaltensänderung zu bewegen, und nach alarmierenden Telefonaten mit dem Forst- und Grünflächenamt - wo mir die streusalzbedingt katastrophale Situation der Bäume bestätigt wurde - wandte ich mich verzweifelt an die Zeitungsredaktion. Doch das Thema war der Redaktion offenbar zu brisant, um sich selbst damit womöglich in die Nesseln zu setzen. Aus Sicht der Redaktion war es kluger Selbstschutz, den Text als „Leserbrief“ unter meinem Namen zu veröffentlichen – wobei der Redakteur es sich aber nicht nehmen ließ, ihn mit einer reißerischen Überschrift zu versehen („Ein Anwalt, der Salz streut, ist kein Vorbild“).
Sehr geehrter Herr Düffert, mir ist seit dem 21. März 2013 übel mitgespielt worden. Mein Leben ist nicht mehr wie es vorher war. Doch das Schlimmste von allem war der Verrat: die bittere Erfahrung, von der Zeitung die mich diesen Anfeindungen ausgesetzt hat, im Stich gelassen zu wrden.
Nehmen Sie als Medienkonzern endlich ihre Verantwortung für die Auswirkungen der LN-Veröffentlichung wahr und beenden Sie diesen entsetzlichen und zermürbenden Rechtsstreit!
Versuchen Sie, den mir durch nachgewiesenermaßen ungerechtfertigte Vorwürfe entstandenen Schaden wenigstens symbolisch wieder gutzumachen. Die Rückzahlung des Honorars für Ihre Anwälte wäre ein wichtiger Schritt. Ersparen Sie mir weitere zermürbende rechtliche Schritte!
Ich brauche meine Kraft, um in meinem anspruchsvollen Beruf als Psychotherapeutin wieder voll für meine Patienten da zu sein.
Hochachtungsvoll
Beate Schicker