Gegen wen führen wir eigentlich Krieg...? UPDATE 7.10.2015

15.11.2014 09:25

Alles in unserer Menschenwelt ist Psychologie. Das merkt man dieser Tage in den Medien, wenn von den großen Konflikten unserer Zeit die Rede ist. Doch auch im Alltag handeln wir nicht nach rationalen, sondern höchst irrationalen Prinzipien.

Von einer speziellen "Kriegspsychologie" ist heute hier die Rede...

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                                                                                         Zeichnung: Brigitte Dubbick

"Bayern ist gerüstet!" jubelt die Zeitung mit den dicken Buchstaben in diesen Tagen. Und viele andere regionale und überregionale Medien stimmen in den Chor ein, immer mit dem Schlagwort: "gerüstet".

Ja, in diesen Tagen ist viel von Krieg die Rede. Auf der ganzen Welt toben Schlachten, und auch Europa fürchtet den Rückfall in den "kalten Krieg". Doch mitten in Deutschland? Wer ist der gefährliche Gegner, gegen den das ganze Land in diesen Tagen aufrüstet?

Die Zeitungen klären uns sogleich auf: es ist der WINTER, der uns offenbar als Feind mit unbedingtem Vernichtungswillen entgegentritt...

Solche Bilder sind selten geworden. Und die Zeiten, in denen die Menschen sich für den Winter tatsächlich "rüsten" mussten, sind lange vorbei.

Wenn wir unsere Großeltern fragen, hören wir: das Futter für das Vieh musste in Sicherheit gebracht sein, Brennholz und haltbare Lebensmittel mussten eingelagert sein, man brauchte ein schneesicheres Dach überm Kopf, und ansonsten war der Winter eine Zeit der Muße.

Doch heute wollen wir das ganze Jahr hindurch schnell und bequem von A nach B kommen. "Freie Fahrt für alle Bürger" heißt das Motto, und so hören wir auch dieser Tage in einem TV-Nachrichtenmagazin: "Freie Fahrt durch den Winter ist garantiert".

Und was ist nun die "Wunderwaffe", die uns für den Winter "rüstet", die permanent freie Fahrt garantiert und auf die sich die mediale Wahrnehmung der vierten Jahreszeit vollkommen zu fokussieren scheint?

Ich habe mich in den Läden und Supermärkten umgesehen. Gleich beim EDEKA-Laden um die Ecke bietet sich dieser Anblick (Stichtag 22.11.)...

Diese Kombination ist schon als der "Winter-Klassiker" zu nennen: das Salz, mit dem wir den Vögeln die Bäume als Nahrungsquelle, Nist- und Wohngelegenheit kaputtmachen, liegt direkt neben dem Vogelfutter, welches wiederum den gefiederten Freunden über den Winter helfen soll. - Das eine wird genauso gerne gekauft wie das andere.

Ein paar hundert Meter weiter, im Futterhaus: hauptsächlich wieder Streusalz!

Hier kaufen viele Hunde- und Katzenbesitzer für ihre Vierbeiner Futter und Zubehör. Denkt man an die geschundenen Hunde- und Katzenpfoten und verzichtet auf Streusalz? - Nein, ganz "ohne" geht es selbst hier aus unerfindlichen Gründen nicht.

Im Supermarkt der Anblick wie oben gezeigt:

Für 2,99 Euro wird der handliche 10kg-Sack reines Streusalz noch kurz vor der Kasse angeboten. Eine Alternative gibt es anscheinend nicht. Auch hier wird dem Kunden suggeriert, dass es nur mit Salz ein sicheres Durchkommen durch den Winter gibt. Traurig!

Ich besuche noch den großen Drogeriemarkt in meiner Nähe. Dort wird man erfahrungsgemäß das Salz am ersten Frosttag direkt vor dem Eingang in einem Ständer mit der Aufschrift "AKTUELL" finden. Deshalb ist der Drogeriemarkt heute noch salzfrei.

Versteckt hinten in den Regalen ein "Exot" unter den Wintermitteln...

Ob dieses Mittel im handlichen Päckchen bei den Verkaufszahlen das Salz "schlägt", ist zu bezweifeln - wenn der 10kg-Sack Salz direkt am Eingang zum selben Preis feilgeboten wird, suggeriert das dem Kunden, er bekomme "mehr" für sein Geld (obwohl der Öko-Enteiser lt. Anleitung 10x effektiver als Salz sein soll).

Soviel zum heutigen Laden-Überblick. Ich werde Sie weiter informieren!

Das übelste "Vorbild" für das bürgerliche Winterdienst-Verhalten ist immer noch die öffentliche Straßenunterhaltung in Stadt und Land:

obgleich der Winter in unseren Breitengraden selten geworden ist und in den Alpen die Gletscher immer schneller abschmelzen, will man in Bayern offenbar noch nachhelfen: 700 000 Tonnen Streusalz sollen im südlichsten Bundesland die "freie Fahrt" garantieren, und alle jubeln, alle sind glücklich...

Wirklich alle...?

700 000 Tonnen allein für Bayern, 5 Millionen Tonnen für Deutschland.

Aber ein paar Salzkristalle direkt am Baum, das verteilt sich doch - wem fällt das schon auf...

 

Wo ist endlich der Aufschrei der Bevölkerung? Überall sonst, wo Umweltgift auftritt, gibt es Protestaktionen, Bürgerinitiativen, massenweise Leserbriefe. Doch wo ist der Aufschrei gegen Streusalz, dieses perfide, unsichtbare Umweltgift, das Millionen Bäume vernichtet, Grundwasser, Pflanzen und Tiere vergiftet und trotzdem für jeden Bürger zum Spottpreis erhältlich ist (25 kg für 2,99 Euro...)??

Offenbar sind wir wild entschlossen, dieses wahrlich "brennende" Umweltthema aus unserer Wahrnehmung auszuklammern. Und die Medien impfen es uns täglich ein: der Winter ist unser FEIND, und die WAFFE heißt Streusalz. Und dieses Blog steht ziemlich allein da in der großen weiten Internet-Welt - schon 25 oder 30 Tagesbesucher treiben mir Freudentränen in die Augen.

Es scheint wirklich so zu sein: unser Heiligtum ist die unbegrenzte Mobilität, und solange uns suggeriert wird, dass Streusalz der Garant dafür ist, ist unsere Welt in Ordnung.

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