Möllner Politiker sind sich einig: der Streusalz-Leserbriefprozess soll unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit. Zu peinlich wäre diese durch eine stümperhafte Presse-Panne entstandene Justiz-Posse in der Eulenspiegelstadt, in der der "Narr" einerseits verehrt und kommerziell ausgebeutet wird, und die doch wiederum über ihre stinknormalen Kleinstadt-Strukturen nicht hinwegkommt.
Gesellschaftliche Mächte, die Politikern das Handeln diktieren, Hinterzimmerpolitik, Verflechtungen der Presse mit Interessensgruppen - das darf es in der Stadt des "Spiegelvorhalters" auf keinen Fall geben. Noch dazu wenn ein hier beheimateter bekannter Bundespolitiker in der Stadtvertretung sitzt, der sich in den Talkshows landauf, landab lautstark für mediale Transparenz und Whistleblowerschutz einsetzt.
Man möchte, dass dieser unangenehme Fall nach seiner - möglichst glatten - gerichtlichen "Erledigung" einfach im Sande verläuft, im Nichts verschwindet wie dieser Baum, der einst Opfer des menschlichen Streusalz-Wahns geworden ist und demnächst völlig unspektakulär durch eine Neupflanzung ersetzt wird...
