Entsetzliches Massaker an Jungvögeln durch "Baumpflegemaßnahmen" nur die Spitze eines Eisbergs?

01.08.2014 16:57

Ist das furchtbare Massaker an Jungvögeln durch „Baumpflegearbeiten“ in Lübeck, über das die Lübecker Nachrichten am 31. Juli berichteten, ein Einzelfall?

Nein – es ist nur die Spitze eines Eisbergs und symptomatisch  für das tiefgreifend gestörte Verhältnis des Menschen zur Natur, ohne die er aber letztlich nicht existieren kann.

Im Umgang mit der Umwelt gilt die Prämisse: bequem, billig, mit wenig Zeit- und Personalaufwand, alles ist der Ökonomie unterworfen, und das Totschlag-Argument der „Verkehrssicherheit“ kann jederzeit ins Feld geführt werden, um rücksichtslose Maßnahmen zu rechtfertigen.

Die Kette dieser Verhaltensweisen fängt im Winter an: um die „Verkehrssicherheit“ zu gewährleisten, wird Streusalz eingesetzt: bequem, schnell wirksam, billig, scheinbar „rückstandsfrei“ einzusetzen, d.h. keine Aufräumarbeiten sind notwendig, und die stets drohende Regressgefahr ist gebannt. Die größte Angst des Menschen ist die um sein Geld.

Die Bäume, die das ganze Jahr unter den Folgen der Streusalzbelastung des Bodens leiden, werden im Winter nicht wahrgenommen. Sie stehen blattlos, still und stumm herum, allenfalls werden sie mit Lichterketten umwickelt, um die Innenstädte zu „verschönern“ und das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln.

Im Frühjahr gibt es dann verkümmerten Laubaustrieb und im Sommer vermehrte Totholz-Bildung.

Das Totholz muss beizeiten entfernt werden, wiederum um die „Verkehrssicherheit“ zu gewährleisten. Doch damit kann man nicht bis nach der Vogelbrutzeit warten: ökonomischer Druck, Personalmangel und der straffe Zeitplan sitzen den städtischen Forstämtern im Nacken.

Ich habe bereits am 26. Juni auf meiner Webseite über tiefgreifende Rückschnittmaßnahmen an Linden in Mölln berichtet:

Ob und wieviele Jungvögel jährlich bei solchen Maßnahmen getötet werden, ist kaum bekannt. Jeder Gartenbesitzer weiß aber, dass z.B. Amseln noch Ende Juli brüten, gerade wenn sie bis dahin aufgrund der zahlreichen Umweltgefahren wie streunende Katzen oder Autoverkehr noch nicht erfolgreich bei der Jungenaufzucht waren.

Bis zum Spätsommer muss der Rückschnitt fertig sein, denn dann geht es mit Hochdruck ans Bäume fällen. Und es muss viel gefällt werden: durch Umweltschäden, nicht zuletzt aufgrund des massiven Streusalz-Einsatzes haben die städtischen Bäume eine stark verkürzte Lebensdauer.

Damit schließt sich der Kreis. Das Jahr geht zu Ende, der Winter kommt. Bereits im November, wenn das Thermometer auch nur tendenziell gegen null geht, wird wieder hysterisch zum Streusalz gegriffen. Keiner denkt dann mehr an die armen kleinen Vögel, die jedes Jahr dem Egoismus und der Rücksichtslosigkeit des Menschen zum Opfer fallen.

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