Die Baumschutz-Verordnung wirft ihre Schatten voraus...

04.11.2014 09:33

Am 23.10. schrieb ich hier meine ersten Gedanken zur geplanten Möllner Baumschutz-VO nieder.

Die Frage: "wer muss vor wem geschützt werden?" steht berechtigterweise im Raum. Folgende Bilder sendete mir eine besorgte Möllner Bürgerin. Vor dem Zeitungsartikel sah der Baum so aus...

Wenige Tage später, nach dem Erscheinen des Artikels, so...

Wer muss also vor wem geschützt werden? Warum geraten Bürger in Panik und fangen an, wie verrückt Bäume zu verstümmeln oder zu fällen?

Man muss nicht - wie ich - 26 Jahre Berufserfahrung als Psychiaterin und Psychotherapeutin haben, um zu wissen dass Beziehungen sich nicht automatisch verbessern, wenn man sie "von oben" reglementiert. Das gilt leider auch für die Mensch-Baumbeziehung...

Nur scheinbar und oberflächlich - wie diese Matratzenverpackung - ist der "Schutz", wenn keine Überzeugung dahintersteckt, oder wenn Menschen sich durch Bäume gar bedroht, belästigt oder in ihren Plänen behindert fühlen...

Daher versuche ich den Menschen zu vermitteln: solange sie sich des wahren Wertes der sie umgebenden Natur nicht bewusst sind, wird es keinen wirklichen "Schutz" geben. Wir schützen nur, was wir lieben! Wenn aber von "Bürokratie" und "Bevormundung" des Bürgers gesprochen wird, ist von dieser Liebe oder zumindest einem Mitgefühl für die Bäume nichts zu merken.

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Ich habe heute an den Bürgermeister der Stadt Mölln, Herrn Jan Wiegels, folgende Mail geschrieben.

Sehr geehrter Herr Wiegels,
 
vielen Dank, dass Sie sich für das Lesen und die Beantwortung meiner Mail vom 23.10. Zeit genommen haben.
 
Die anhängenden Bilder erhielt ich dieser Tage von einer Privatperson. Sie sind aktuell. Unmittelbar nach der Zeitungsveröffentlichung über die geplante Baumschutz-VO wurde die Weide, die noch in vollem Laub stand, verstümmelt. In diesem Zustand ist sie todgeweiht, selbst wenn sie so stehenbleiben sollte.
 
Wir leben in einer komplett durchkommerzialisierten Welt. Alle Werte, ob materiell oder immateriell werden in Geldbeträgen gemessen. Und wehe, es geht uns ans Portemonnaie. Eine größere Kränkung und Bedrohung kennt der moderne Mensch nicht. Bezeichnend das Ergebnis einer aktuellen Umfrage: nicht der Klimawandel wird von Menschen als beängstigend empfunden, sondern Verlust an materiellem Vermögen!
 
Einen alten Baum zu besitzen, bedeutet für viele Bürger im Vorfeld der Baumschutzverordnung nun plötzlich eine Bedrohung. Was ist, wenn z.B. der Käufer eines Grundstückes keinen Baum haben will. Ist der Baum gar an einer Wertminderung schuld? Der Baum hat ohnehin die Aussicht behindert oder Licht weggenommen – also weg mit ihm. Wir reden uns die Dinge schon so, dass sie passen.
 
Geplante Fällungen vorziehen ist sicher die harmloseste Auswirkung. Viel schlimmer ist es, dass Bäume nun im Denken und Fühlen der Menschen zur Bedrohung, ja zum Feind werden. Dem gilt es entgegenzuwirken! Mit Aufklärung und Förderung der Beziehung Mensch-Natur. Ich kann dies mit meinen bescheidenen Mitteln  nur in einem kleinen Kreis zur Diskussion stellen. Sie haben Kraft Ihres Amtes und Ihres Ansehens in der Stadtpolitik und im Kontakt mit den Medien viel mehr Möglichkeiten!
Bitte setzen Sie sich im Rahmen dieser Möglichkeiten dafür ein, dass in den kommenden Wintermonaten nicht das Heulen der Motorsägen zur Dauerbeschallung in unserer Stadt wird.
 
Dafür danke ich Ihnen und grüße Sie herzlich
 
Beate Schicker

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